DVB-T2 mit PCTV-Stick (292e) einrichten und Hardwaredecodierung deaktivieren (VLC, Ubuntu/Debian)

Heute geht es mal wieder um die vielen Möglichkeiten, die Linux bietet. Da mein alter DVB-T Stick sich verabschiedet hat und in Nürnberg auf DVB-T2 umgestellt wurde, habe ich mir den Hybrid PCTV-Stick (292e) besorgt. Ich konnte mit ihm noch eine Weile DVB-T fernsehen, bis auch die letzten Sender deaktiviert wurden. Nur mit DVB-T2 gab es Schwierigkeiten. Aber der Reihe nach. Der Stick wird unter Linux erkannt:

"lsusb:
 Bus 001 Device 006: ID 2013:025f PCTV Systems"

Nur die Firmware muss nachträglich installiert werden: https://github.com/OpenELEC/dvb-firmware/tree/master/firmware (dvb-demod-si2168-b40-01.fw)

Diese kopiert man in das Verzeichnis "/lib/firmware":

"sudo cp dvb-demod-si2168-b40-01.fw /lib/firmware".

Wenn man den Stick bereits angeschlossen hat, sollte man ihn kurz aus der USB-Buchse abziehen und wieder einstecken, dann sollte er betriebsbereit sein. Ich habe zwei Programme als DVB-Player getestet. Einmal Kaffeine, dann VLC. Unter Kaffeine habe ich unter "Fernsehen einrichten" (das Gerät sollte dort aufgelistet sein) den "automatischen Suchlauf" ausgewählt. Unter "Kanäle" kann man nun auf Sendersuche gehen. Kaffeine findet alle Sender, doch es gibt ein Problem: das Bild friert ein, nur der Ton läuft. Das lag offenbar an meinem Lenovo PC Ideacentre 510-15abr. Der AMD A10-CPU und die Radeon R7 Grafikkarte unterstützten offenbar die Hardwaredecodierung nicht. Auf einem älteren Fujitsu Lifebook-S762 mit Intel i5 Dualcore lief Kaffeine (die gleiche Version) reibungslos. Kaffeine benutzt libvlc, doch auch der Versuch Kaffeine mit der Libvlc-Option "--avcodec-hw=none" zu starten half nicht.

Die Lösung:
Nun, ich fürchte, man muss auf VLC umsteigen. Unter "Werkzeuge-Einstellungen-Eingang/Codecs" muss man unter dem Menupunkt "Hardware-beschleunigte Decodierung" "deaktivieren" auswählen. Dann VLC neustarten. Kaffeine beeindruckt das überhaupt nicht, obwohl beide Programme offenbar die gleiche Bibliothek benutzen. Man muss also bei VLC bleiben. Nun steht man vor dem Problem, das VLC keine Sendersuche bietet. Man muss die Kanaldatei (z. B. vlc.xspf) mit einem anderen Programm erstellen und dann importieren. Im Forum von ubuntuusers.de habe ich den Tipp bekommen, es mit "t2scan" zu versuchen, da die Standart-Linuxsoftware bei der DVB-T2 Kanalsuche offenbar noch etwas buggy ist. Man muss t2scan kompilieren, also im Terminal in das ausgepackte Verzeichnis wechseln, und als normaler Benutzer "./configure" und "make" ausführen und mit dem Befehl "sudo make install" installieren. Bei Ubuntu 18.04 ist t2scan leider noch nicht in den Paketrepositories. Man benötigt zum kompilieren allerdings einige zusätzliche Pakete (die sind vorhanden), allen voran "build-essential". Dieses Paket bringt die meisten erforderlichen Pakete mit. Falls noch welche benötigt werden, wird das in den Error-Meldungen von t2scan angezeigt. Wenn jemand überhaupt keine Ahnung hat, wovon ich eigentlich hier rede, der sollte sich auf der Seite "ubuntuusers.de" zunächst im wiki mit den Grundlagen des Terminals vertraut machen. Wenn man t2scan erfolgreich kompiliert hat, startet man die Sendersuche im Terminal mit dem folgenden Befehl:

"t2scan -t2 -o vlc > /"Pfad"/vlc.xspf"

Wobei man "Pfad" natürlich mit dem korrekten Pfad zu dem Ordner ersetzt, wo die Kanaldatei "vlc.xspf" liegen soll. Das Ganze dauert ein paar Minuten. Wenn die Datei erstellt ist, startet man VLC und geht zu dem Menupunkt "Datei öffnen". Allerdings vergisst VLC diese Aktion, wenn man den Player nach dem Fernsehen neustartet, unter dem Reiter "Medienbibliothek" kann man die Kanalliste aber auch dauerhaft importieren. So das war jetzt etwas länger, aber ich wollte eine etwas ausführlichere Anleitung erstellen, damit auch Linux-Neulinge damit etwas anfangen können. Ich hoffe, ich habe einigen helfen können.

 Update14.12.2022: Bei Debian Bullseye scheint Kaffeine nun ohne Probleme mit dem Stick zu harmonieren. DVB-T2 Sender werden erkannt und ohne Probleme wiedergegeben. Es gilt aber immer noch die Einschränkung, dass meist nur öffentliche Sender funktionieren. Für Einsteiger ist das sicherlich die einfachste Möglichkeit, Fernsehen auf einem Linux-PC zum Laufen zu bekommen. Man sollte aber auf den Reiter "Fernsehen einrichten" klicken und "Automatischen Suchlauf" auswählen. Erst dann kann man zum Reiter "Kanäle" wechseln und den Suchlauf starten.

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